20. Dezember 2023

Nach­hal­tige Start-ups: mehr als nur den Gewinn im Blick

Exis­tieren Geschäfts­stra­te­gien, die nicht allein am wirt­schaft­li­chen Erfolg ausge­richtet sind? Nach­hal­tige Start-ups gehören zum weiter gefassten Social Entre­pre­neur­ship und betei­ligen sich an der Suche nach Lösungen für die verschie­denen ökolo­gi­schen Heraus­for­de­rungen unserer Zeit.

Die Umsatz­ge­ne­rie­rung und Gewinn­erzie­lung stellen dabei nur einen Teil der Moti­va­tion für die Grün­dung dar. Grüne Start-ups sehen sich den Sustainable Deve­lo­p­ment Goals der UN verpflichtet. Sie sind in Deutsch­land Inno­va­ti­ons­treiber und zeigen auf, wie neue Tech­no­lo­gien zum Beispiel dabei helfen können, weniger Energie zu verbrau­chen oder das Klima zu schützen.

Welche inno­va­tiven Produkte und nach­hal­tigen Lösungen bieten junge Unter­nehmen an?

Die Viel­fäl­tig­keit ist eine der großen Beson­der­heiten der unter­neh­me­ri­schen Tätig­keiten, wie sie bei grünen Start-ups zu beob­achten sind. Die Gründer haben sich den Themen Inno­va­tion und Nach­hal­tig­keit verschrieben und finden verblüf­fende Heran­ge­hens­weisen an bestehende ökolo­gi­sche Probleme. Zu den wich­tigsten Aufgaben gehören dabei das Schonen wert­voller Ressourcen und das Denken in Kreis­läufen. Wie lassen sich zum Beispiel die in mobilen Endge­räten verwen­deten Lithium-Ionen-Batte­rien recy­celn? Start-ups entwi­ckeln inno­va­tive und nach­hal­tige Tech­no­lo­gien, um diese Probleme zu lösen.

Für grüne Unter­nehmen und Start-ups ist es typisch, das Unter­neh­mens­wachstum und die Errei­chung von Nach­hal­tig­keits­zielen zusam­men­zu­denken. Kann das in der Praxis jedoch wirk­lich funk­tio­nieren? Mit ihren inno­va­tiven Produkten beweisen die Jung­un­ter­nehmen jeden Tag, dass hier kein Wider­spruch bestehen muss. Sie entwi­ckeln zum Beispiel Soft­ware, die Unter­nehmen bei der Messung ihrer CO2-Emis­sionen hilft. Sie geben anderen einen Über­blick darüber, wie es mit ihrer Umwelt­bi­lanz aussieht, und helfen dabei, diese zu verbes­sern. Themen wie Sensoren und andere Hard­ware, Soft­ware und insbe­son­dere künst­liche Intel­li­genz spielen hier eine entschei­dende Rolle. Grüne Start-ups nutzen alle tech­no­lo­gi­schen Möglich­keiten und sind damit erfolg­reich.

Warum grüne Start-ups für den Markt wichtig sind

Start-ups bieten grund­sätz­lich den Vorteil einer höheren Agilität. Während etablierte Unter­nehmen sich häufig nur langsam von ihren einge­fah­renen Prozessen und fest gefügten Struk­turen wegbe­wegen können, sind Jung­un­ter­nehmen schneller. Daher fällt es solchen Unter­nehmen leichter, in Rich­tung einer höheren Nach­hal­tig­keit umzu­lenken. Sie spielen damit eine entschei­dende Rolle für die ökolo­gi­sche Trans­for­ma­tion und eine nach­hal­tige Wirt­schaft.

Vor welchen Heraus­for­de­rungen stehen nach­hal­tige Jung­un­ter­nehmen heute?

Damit grüne Start-ups sozial wirken und Verbes­se­rungen für ihre Kunden und die Gesell­schaft bewirken können, müssen sie zuerst einige Hürden über­winden. Typi­sche Probleme betreffen zum Beispiel die Finan­zie­rung, die Entwick­lung und den Vertrieb. Doch auch die Kommu­ni­ka­tion der eigenen Nach­hal­tig­keits­wir­kung stellt viele Start-ups vor Hürden.

Kapi­tal­be­schaf­fung
Ebenso wie Start-ups in anderen wirt­schaft­li­chen Berei­chen müssen grüne Jung­un­ter­nehmen zuerst die Finan­zie­rung ihrer Idee sicher­stellen. Die Kapi­tal­be­schaf­fung gehört zu den größten Heraus­for­de­rungen, vor denen die enga­gierten Unter­nehmer stehen. Die Gründer greifen dabei zu einem erheb­li­chen Teil auf ihre eigenen Erspar­nisse zurück. Sie nutzen staat­liche Förder­mittel, lassen sich von Busi­ness Angels unter­stützen und greifen auf Freunde und Fami­lien als Finan­zie­rungs­quelle zurück. Hinzu kommen die Innen­fi­nan­zie­rung aus opera­tiven Cash­flows oder Bank­dar­lehen sowie Venture Capital.

Vertrieb
Die beste Idee und das nach­hal­tigste Produkt nutzen wenig, wenn sich keine Kunden dafür finden lassen. Grüne Start-ups sind darauf ange­wiesen, in den Vertrieb zu inves­tieren und sich in der Kunden­ge­win­nung stark aufzu­stellen, damit sie am Markt erfolg­reich sein können. Neben der eigent­li­chen Produkt­ent­wick­lung müssen sich die Gründer also auch darum kümmern, entspre­chende Vertriebs­struk­turen aufzu­bauen.

Produkt­ent­wick­lung
Grüne Start-ups gehen häufig mit gänz­lich neuen Produkten an den Start. Diese gilt es erst einmal von Grund auf neu zu entwi­ckeln, was entspre­chend hohe Kosten verur­sacht. Zudem sind inno­va­tive Jung­un­ter­nehmen stark auf hoch quali­fi­ziertes Personal ange­wiesen. Das können Natur­wis­sen­schaftler ebenso wie Tech­niker, Infor­ma­tiker oder Betriebs­wirte sein. In vielen Fällen setzen die Start-ups auf ein einzelnes Produkt, von dem der gesamte Unter­neh­mens­er­folg abhängt. Die Produkt­ent­wick­lung gehört daher zu den wich­tigsten Heraus­for­de­rungen, die es für Unter­nehmer in diesem Bereich zu bewäl­tigen gilt.

Kommu­ni­ka­tion
Grüne Start-ups wissen um ihre Nach­hal­tig­keits­wir­kung und sind davon über­zeugt, dass sie mit ihrer Arbeit Posi­tives für die Umwelt und den Menschen bewirken können. Doch nicht allen gelingt es sofort, andere davon zu über­zeugen. Sie stehen vor der Heraus­for­de­rung, ihre Nach­hal­tig­keits­wir­kung zu messen und dann zu kommu­ni­zieren. Das ist für viele Stake­holder inter­es­sant, und zwar neben den Kunden auch für die Öffent­lich­keit oder den Staat, der sich an der Finan­zie­rung betei­ligen soll. Start-ups sollten versu­chen, ihre nach­hal­tige Wirkung deut­li­cher darzu­legen, wenn in dieser Hinsicht noch Nach­hol­be­darf besteht. Hier gilt es, mit Daten und Fakten zu arbeiten.

Welches sind die Erfolgs­fak­toren für nach­hal­tige Start-ups?

Erfolg­reiche grüne Start-ups bringen häufig bestimmte Stärken und Voraus­set­zungen mit. Dazu gehören eine hohe Inno­va­ti­ons­kraft und die konse­quente Ausrich­tung an der Nach­hal­tig­keit. Hier finden Sie einige der wich­tigsten Faktoren, die dazu führen, dass sich Jung­un­ter­nehmen in diesem Bereich letzt­lich mit ihren Produkten am Markt durch­setzen können.

Forschungs­nähe
Viele grüne Grün­dungen verlassen sich auf die Unter­stüt­zung durch eine Hoch­schule oder eine Forschungs­ein­rich­tung. Tatsäch­lich sind etwa ein Drittel aller nach­hal­tigen Start-ups forschungsnah. Die umwelt­ent­las­tenden Inno­va­tionen stammen oft direkt aus dem Forschungs­alltag. Für die Gründer ergibt sich viel­fach der Vorteil, dass sie zum Beispiel an den Univer­si­täten in der Vergan­gen­heit Netz­werke aufbauen konnten, die ihnen als Unter­nehmer zugu­te­kommen. Weiterhin besteht für Hoch­schul­grün­dungen der Vorteil, leichter auf Bera­tungen, Finan­zie­rungen, tech­ni­sche Infra­struktur und andere Unter­stüt­zungen durch die Hoch­schulen und Forschungs­ein­rich­tungen zurück­greifen zu können.

Kombi­na­tion von Hard- und Soft­ware
Erfolg­reiche grüne Jung­un­ter­nehmen erkennen die Chancen, die sich aus einer Verbin­dung von Hard- und Soft­ware ergeben. Für sie stellt die Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung und -herstel­lung ein hybrides Feld dar und es gilt, das hard­ware-basierte Geschäfts­mo­dell um digi­tale Kompo­nenten zu ergänzen. Ein Beispiel dafür sind in Gewächs­häu­sern einge­setzte Sensoren. Erfolg­reiche Start-ups stellen hier nicht nur die Hard­ware her, sie entwi­ckeln zugleich die KI für eine opti­mierte Steue­rung. Solche Kombi­na­tionen sind typisch für Jung­un­ter­nehmen, die es verstehen, sich erfolg­reich am Markt zu etablieren.

Zebra statt Einhorn-Denk­weise
Einhörner sind Grün­dungen, die möglichst schnell möglichst hohe Umsätze errei­chen und damit die Inves­toren zufrie­den­stellen möchten. Zu den Erfolgs­re­zepten der grünen Start-ups gehört es jedoch, die wirt­schaft­liche und gesell­schaft­liche Divi­dende ihrer Arbeit unge­fähr gleich zu gewichten. Damit sind sie der soge­nannten Zebra-Bewe­gung zuge­hörig. Sie orien­tieren sich daran, welchen Wert die eigene Tätig­keit für die Umwelt und die Gesell­schaft hat, vernach­läs­sigen den Output für die Wirt­schaft dabei jedoch nicht.

Nach­hal­tig­keit
Einer der größten Erfolgs­fak­toren für grüne Start-ups ist in der ökolo­gi­schen und gesell­schaft­li­chen Nach­hal­tig­keit selbst zu sehen. Denn dieser Faktor ist im deut­schen Grün­dungs­öko­system bereits tief veran­kert. Je nach­hal­tiger Sie Ihre Produkte als Start-up ausrichten, desto leichter gelangen Sie also an eine Finan­zie­rung. Das wiederum bedeutet, dass Sie Ihre Ideen besser umsetzen und damit am Markt erfolg­reich sein können. Die Ausrich­tung an der Nach­hal­tig­keit ist damit eine der größten Stärken, die Start-ups in diesem Bereich mitbringen.

Mitar­bei­ter­ge­win­nung
Erfolg­reiche grüne Start-ups verstehen es, Mitar­beiter aus den verschie­densten Diszi­plinen für sich zu gewinnen. Im Ideal­fall ergänzen sich im Unter­nehmen tech­ni­sches und betriebs­wirt­schaft­li­ches Wissen. Tech­no­lo­gi­sche Durch­brüche und eine rasante Produkt­ent­wick­lung stehen auf der einen Seite. Gleich­zeitig sollten genug perso­nelle Ressourcen zur Verfü­gung stehen, um das Geschäft erfolg­reich skalieren und finan­zieren zu können. Die besten nach­hal­tigen Start-ups schaffen es, beides mitein­ander zu verbinden.

Fall­stu­dien

Es folgen einige Beispiele für Start-ups, denen es mit ihren nach­hal­tigen Produkten und Dienst­leis­tungen gelungen ist, posi­tive ökolo­gi­sche und soziale Auswir­kungen zu erzielen. Diese Unter­nehmen stammen aus den unter­schied­lichsten Bran­chen.

cirplus
Die Errei­chung einer Kreis­lauf­wirt­schaft ist für viele grüne Start-ups ein wich­tiges Anliegen. Die cirplus GmbH hat für den Handel von Rezy­klaten und Abfällen aus Kunst­stoff eine eigene Online-Platt­form entwi­ckelt. Dahinter steht die Idee, ein lokales Angebot mit einer globalen Nach­frage zu vernetzen. Zu den Inter­es­senten gehört die Indus­trie, die mit diesem Angebot zum Beispiel ihre Rezy­kla­tein­satz­ziele besser errei­chen kann. Bei Rezy­klaten handelt es sich um wieder­ver­wer­tete Kunst­stoffe zum Beispiel aus Poly­ethylen oder Poly­pro­pylen. Haus­halte oder Gewer­be­trei­bende haben diese mindes­tens einmal entsorgt. Die Einkäufer können sie für die Herstel­lung neuer Produkte wieder­ver­wenden. Die Online-Platt­form von cirplus soll als zentraler Markt­platz den Handel mit diesen Stoffen verein­fa­chen, güns­tiger machen und effi­zi­enter gestalten. Mit der Umset­zung dieser Idee konnte das Unter­nehmen bei den 15. Green­tech-Awards in der Kate­gorie Start-up gewinnen.

CO2OPT
Durch den Einsatz optimal passender Reifen können Trans­port­un­ter­nehmen mit ihrem Lkw-Betrieb viel CO2 einsparen. CO2OPT möchte genau dabei mit seinem Angebot helfen. Über eine Webplatt­form haben die Kunden Zugriff auf eine herstel­ler­un­ab­hän­gige Daten­bank, in der etwa 11.000 Reifen­pro­file erfasst sind. Anhand von Tele­ma­tik­daten und durch den konse­quenten Einsatz von KI-Analysen kann der Anbieter ermit­teln, welche Reifen am besten geeignet sind. CO2OPT spricht davon, dass sich durch diesen Service bis zu zehn Prozent an Kraft­stoff­kosten und CO2-Emis­sionen einsparen lassen. Auf der Website kann das Trans­port­un­ter­nehmen direkt sein Einspar­po­ten­zial berechnen lassen. Der Anbieter möchte damit zu einem umwelt­freund­li­chen und intel­li­gen­teren Reifen­ma­nage­ment beitragen.

GOT BAG
Dieses Start-up betei­ligt sich an der Errei­chung von Nach­hal­tig­keits­zielen in der Gesell­schaft mit der Produk­tion von Ruck­sä­cken aus Meeres­plastik. Mit ihrer Idee möchten die Gründer auch ein Zeichen gegen die Vermül­lung der Meere setzen. Sie wünschen sich, dass die Menschen bewusster mit Plastik umgehen. Und sie möchten aus dem Meeres­plastik etwas Nütz­li­ches herstellen. Das Angebot geht mitt­ler­weile über den Verkauf von Ruck­sä­cken hinaus. Das soge­nannte Ocean Impact Plastic findet auch für die Produk­tion von Koffern oder Taschen Verwen­dung. Das Unter­nehmen aus Mainz sammelt das Meeres­plastik im Rahmen eines Clean-up-Programms in Indo­ne­sien ein, wo auch das Recy­cling statt­findet. Mit einer Produk­tion in China und einem Zweit­sitz in Nord­ame­rika handelt es sich hierbei um eine wahr­lich globale Unter­neh­mung.

Ecosia
Alter­na­tiven zu Google exis­tieren viele. Ecosia bietet Ihnen als Nutzer jedoch die Möglich­keit, Ihre Such­an­fragen zu stellen und dabei gleich­zeitig Klima­pro­jekte welt­weit zu unter­stützen. Das funk­tio­niert, weil die Unter­nehmer die Einnahmen für die Finan­zie­rung von Baum­pflanz­ak­tionen einsetzen. Wer hier sucht, hilft also beim Klima­schutz. Als Start-up im Jahr 2019 in den Markt einge­treten, ist Ecosia heute ein Unter­nehmen mit über 50 Mitar­bei­tern. Wenn Sie die Website des Anbie­ters besu­chen, zeigt Ihnen ein live aktua­li­sierter Zähler an, wie viele Bäume Ecosia bereits pflanzen konnte. Es profi­tieren Länder wie Brasi­lien, Burkina Faso oder Peru. Der Algo­rithmus basiert übri­gens auf der Bing-Such­ma­schine und weist daher eine entspre­chende Leis­tungs­fä­hig­keit auf.

Fazit

Grüne Start-ups finden sich in den unter­schied­lichsten Bran­chen. Sie alle eint, dass sie sich mit ihrem Wirken an der ökolo­gi­schen Trans­for­ma­tion der Wirt­schaft und Gesell­schaft betei­ligen. Auffal­lend ist der hohe Grad an Inno­va­tion. Der Einfalls­reichtum der Gründer ist in diesem Bereich beson­ders stark ausge­prägt und sicher­lich auch davon ange­trieben, mehr als nur finan­zi­elle Ziele zu verfolgen. Wie alle anderen Start-ups auch sind sie für den Markt aufgrund ihrer hohen Agilität beson­ders wichtig. Sie setzen um, was große und etablierte Unter­nehmen sonst nur im Rahmen längerer Planungs­zy­klen angehen können.


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