Nachhaltige Start-ups: mehr als nur den Gewinn im Blick
Existieren Geschäftsstrategien, die nicht allein am wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet sind? Nachhaltige Start-ups gehören zum weiter gefassten Social Entrepreneurship und beteiligen sich an der Suche nach Lösungen für die verschiedenen ökologischen Herausforderungen unserer Zeit.
Die Umsatzgenerierung und Gewinnerzielung stellen dabei nur einen Teil der Motivation für die Gründung dar. Grüne Start-ups sehen sich den Sustainable Development Goals der UN verpflichtet. Sie sind in Deutschland Innovationstreiber und zeigen auf, wie neue Technologien zum Beispiel dabei helfen können, weniger Energie zu verbrauchen oder das Klima zu schützen.
Welche innovativen Produkte und nachhaltigen Lösungen bieten junge Unternehmen an?
Die Vielfältigkeit ist eine der großen Besonderheiten der unternehmerischen Tätigkeiten, wie sie bei grünen Start-ups zu beobachten sind. Die Gründer haben sich den Themen Innovation und Nachhaltigkeit verschrieben und finden verblüffende Herangehensweisen an bestehende ökologische Probleme. Zu den wichtigsten Aufgaben gehören dabei das Schonen wertvoller Ressourcen und das Denken in Kreisläufen. Wie lassen sich zum Beispiel die in mobilen Endgeräten verwendeten Lithium-Ionen-Batterien recyceln? Start-ups entwickeln innovative und nachhaltige Technologien, um diese Probleme zu lösen.
Für grüne Unternehmen und Start-ups ist es typisch, das Unternehmenswachstum und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zusammenzudenken. Kann das in der Praxis jedoch wirklich funktionieren? Mit ihren innovativen Produkten beweisen die Jungunternehmen jeden Tag, dass hier kein Widerspruch bestehen muss. Sie entwickeln zum Beispiel Software, die Unternehmen bei der Messung ihrer CO2-Emissionen hilft. Sie geben anderen einen Überblick darüber, wie es mit ihrer Umweltbilanz aussieht, und helfen dabei, diese zu verbessern. Themen wie Sensoren und andere Hardware, Software und insbesondere künstliche Intelligenz spielen hier eine entscheidende Rolle. Grüne Start-ups nutzen alle technologischen Möglichkeiten und sind damit erfolgreich.
Warum grüne Start-ups für den Markt wichtig sind
Start-ups bieten grundsätzlich den Vorteil einer höheren Agilität. Während etablierte Unternehmen sich häufig nur langsam von ihren eingefahrenen Prozessen und fest gefügten Strukturen wegbewegen können, sind Jungunternehmen schneller. Daher fällt es solchen Unternehmen leichter, in Richtung einer höheren Nachhaltigkeit umzulenken. Sie spielen damit eine entscheidende Rolle für die ökologische Transformation und eine nachhaltige Wirtschaft.
Vor welchen Herausforderungen stehen nachhaltige Jungunternehmen heute?
Damit grüne Start-ups sozial wirken und Verbesserungen für ihre Kunden und die Gesellschaft bewirken können, müssen sie zuerst einige Hürden überwinden. Typische Probleme betreffen zum Beispiel die Finanzierung, die Entwicklung und den Vertrieb. Doch auch die Kommunikation der eigenen Nachhaltigkeitswirkung stellt viele Start-ups vor Hürden.
Kapitalbeschaffung
Ebenso wie Start-ups in anderen wirtschaftlichen Bereichen müssen grüne Jungunternehmen zuerst die Finanzierung ihrer Idee sicherstellen. Die Kapitalbeschaffung gehört zu den größten Herausforderungen, vor denen die engagierten Unternehmer stehen. Die Gründer greifen dabei zu einem erheblichen Teil auf ihre eigenen Ersparnisse zurück. Sie nutzen staatliche Fördermittel, lassen sich von Business Angels unterstützen und greifen auf Freunde und Familien als Finanzierungsquelle zurück. Hinzu kommen die Innenfinanzierung aus operativen Cashflows oder Bankdarlehen sowie Venture Capital.
Vertrieb
Die beste Idee und das nachhaltigste Produkt nutzen wenig, wenn sich keine Kunden dafür finden lassen. Grüne Start-ups sind darauf angewiesen, in den Vertrieb zu investieren und sich in der Kundengewinnung stark aufzustellen, damit sie am Markt erfolgreich sein können. Neben der eigentlichen Produktentwicklung müssen sich die Gründer also auch darum kümmern, entsprechende Vertriebsstrukturen aufzubauen.
Produktentwicklung
Grüne Start-ups gehen häufig mit gänzlich neuen Produkten an den Start. Diese gilt es erst einmal von Grund auf neu zu entwickeln, was entsprechend hohe Kosten verursacht. Zudem sind innovative Jungunternehmen stark auf hoch qualifiziertes Personal angewiesen. Das können Naturwissenschaftler ebenso wie Techniker, Informatiker oder Betriebswirte sein. In vielen Fällen setzen die Start-ups auf ein einzelnes Produkt, von dem der gesamte Unternehmenserfolg abhängt. Die Produktentwicklung gehört daher zu den wichtigsten Herausforderungen, die es für Unternehmer in diesem Bereich zu bewältigen gilt.
Kommunikation
Grüne Start-ups wissen um ihre Nachhaltigkeitswirkung und sind davon überzeugt, dass sie mit ihrer Arbeit Positives für die Umwelt und den Menschen bewirken können. Doch nicht allen gelingt es sofort, andere davon zu überzeugen. Sie stehen vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitswirkung zu messen und dann zu kommunizieren. Das ist für viele Stakeholder interessant, und zwar neben den Kunden auch für die Öffentlichkeit oder den Staat, der sich an der Finanzierung beteiligen soll. Start-ups sollten versuchen, ihre nachhaltige Wirkung deutlicher darzulegen, wenn in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf besteht. Hier gilt es, mit Daten und Fakten zu arbeiten.
Welches sind die Erfolgsfaktoren für nachhaltige Start-ups?
Erfolgreiche grüne Start-ups bringen häufig bestimmte Stärken und Voraussetzungen mit. Dazu gehören eine hohe Innovationskraft und die konsequente Ausrichtung an der Nachhaltigkeit. Hier finden Sie einige der wichtigsten Faktoren, die dazu führen, dass sich Jungunternehmen in diesem Bereich letztlich mit ihren Produkten am Markt durchsetzen können.
Forschungsnähe
Viele grüne Gründungen verlassen sich auf die Unterstützung durch eine Hochschule oder eine Forschungseinrichtung. Tatsächlich sind etwa ein Drittel aller nachhaltigen Start-ups forschungsnah. Die umweltentlastenden Innovationen stammen oft direkt aus dem Forschungsalltag. Für die Gründer ergibt sich vielfach der Vorteil, dass sie zum Beispiel an den Universitäten in der Vergangenheit Netzwerke aufbauen konnten, die ihnen als Unternehmer zugutekommen. Weiterhin besteht für Hochschulgründungen der Vorteil, leichter auf Beratungen, Finanzierungen, technische Infrastruktur und andere Unterstützungen durch die Hochschulen und Forschungseinrichtungen zurückgreifen zu können.
Kombination von Hard- und Software
Erfolgreiche grüne Jungunternehmen erkennen die Chancen, die sich aus einer Verbindung von Hard- und Software ergeben. Für sie stellt die Technologieentwicklung und -herstellung ein hybrides Feld dar und es gilt, das hardware-basierte Geschäftsmodell um digitale Komponenten zu ergänzen. Ein Beispiel dafür sind in Gewächshäusern eingesetzte Sensoren. Erfolgreiche Start-ups stellen hier nicht nur die Hardware her, sie entwickeln zugleich die KI für eine optimierte Steuerung. Solche Kombinationen sind typisch für Jungunternehmen, die es verstehen, sich erfolgreich am Markt zu etablieren.
Zebra statt Einhorn-Denkweise
Einhörner sind Gründungen, die möglichst schnell möglichst hohe Umsätze erreichen und damit die Investoren zufriedenstellen möchten. Zu den Erfolgsrezepten der grünen Start-ups gehört es jedoch, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Dividende ihrer Arbeit ungefähr gleich zu gewichten. Damit sind sie der sogenannten Zebra-Bewegung zugehörig. Sie orientieren sich daran, welchen Wert die eigene Tätigkeit für die Umwelt und die Gesellschaft hat, vernachlässigen den Output für die Wirtschaft dabei jedoch nicht.
Nachhaltigkeit
Einer der größten Erfolgsfaktoren für grüne Start-ups ist in der ökologischen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeit selbst zu sehen. Denn dieser Faktor ist im deutschen Gründungsökosystem bereits tief verankert. Je nachhaltiger Sie Ihre Produkte als Start-up ausrichten, desto leichter gelangen Sie also an eine Finanzierung. Das wiederum bedeutet, dass Sie Ihre Ideen besser umsetzen und damit am Markt erfolgreich sein können. Die Ausrichtung an der Nachhaltigkeit ist damit eine der größten Stärken, die Start-ups in diesem Bereich mitbringen.
Mitarbeitergewinnung
Erfolgreiche grüne Start-ups verstehen es, Mitarbeiter aus den verschiedensten Disziplinen für sich zu gewinnen. Im Idealfall ergänzen sich im Unternehmen technisches und betriebswirtschaftliches Wissen. Technologische Durchbrüche und eine rasante Produktentwicklung stehen auf der einen Seite. Gleichzeitig sollten genug personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, um das Geschäft erfolgreich skalieren und finanzieren zu können. Die besten nachhaltigen Start-ups schaffen es, beides miteinander zu verbinden.
Fallstudien
Es folgen einige Beispiele für Start-ups, denen es mit ihren nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen gelungen ist, positive ökologische und soziale Auswirkungen zu erzielen. Diese Unternehmen stammen aus den unterschiedlichsten Branchen.
cirplus
Die Erreichung einer Kreislaufwirtschaft ist für viele grüne Start-ups ein wichtiges Anliegen. Die cirplus GmbH hat für den Handel von Rezyklaten und Abfällen aus Kunststoff eine eigene Online-Plattform entwickelt. Dahinter steht die Idee, ein lokales Angebot mit einer globalen Nachfrage zu vernetzen. Zu den Interessenten gehört die Industrie, die mit diesem Angebot zum Beispiel ihre Rezyklateinsatzziele besser erreichen kann. Bei Rezyklaten handelt es sich um wiederverwertete Kunststoffe zum Beispiel aus Polyethylen oder Polypropylen. Haushalte oder Gewerbetreibende haben diese mindestens einmal entsorgt. Die Einkäufer können sie für die Herstellung neuer Produkte wiederverwenden. Die Online-Plattform von cirplus soll als zentraler Marktplatz den Handel mit diesen Stoffen vereinfachen, günstiger machen und effizienter gestalten. Mit der Umsetzung dieser Idee konnte das Unternehmen bei den 15. Greentech-Awards in der Kategorie Start-up gewinnen.
CO2OPT
Durch den Einsatz optimal passender Reifen können Transportunternehmen mit ihrem Lkw-Betrieb viel CO2 einsparen. CO2OPT möchte genau dabei mit seinem Angebot helfen. Über eine Webplattform haben die Kunden Zugriff auf eine herstellerunabhängige Datenbank, in der etwa 11.000 Reifenprofile erfasst sind. Anhand von Telematikdaten und durch den konsequenten Einsatz von KI-Analysen kann der Anbieter ermitteln, welche Reifen am besten geeignet sind. CO2OPT spricht davon, dass sich durch diesen Service bis zu zehn Prozent an Kraftstoffkosten und CO2-Emissionen einsparen lassen. Auf der Website kann das Transportunternehmen direkt sein Einsparpotenzial berechnen lassen. Der Anbieter möchte damit zu einem umweltfreundlichen und intelligenteren Reifenmanagement beitragen.
GOT BAG
Dieses Start-up beteiligt sich an der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen in der Gesellschaft mit der Produktion von Rucksäcken aus Meeresplastik. Mit ihrer Idee möchten die Gründer auch ein Zeichen gegen die Vermüllung der Meere setzen. Sie wünschen sich, dass die Menschen bewusster mit Plastik umgehen. Und sie möchten aus dem Meeresplastik etwas Nützliches herstellen. Das Angebot geht mittlerweile über den Verkauf von Rucksäcken hinaus. Das sogenannte Ocean Impact Plastic findet auch für die Produktion von Koffern oder Taschen Verwendung. Das Unternehmen aus Mainz sammelt das Meeresplastik im Rahmen eines Clean-up-Programms in Indonesien ein, wo auch das Recycling stattfindet. Mit einer Produktion in China und einem Zweitsitz in Nordamerika handelt es sich hierbei um eine wahrlich globale Unternehmung.
Ecosia
Alternativen zu Google existieren viele. Ecosia bietet Ihnen als Nutzer jedoch die Möglichkeit, Ihre Suchanfragen zu stellen und dabei gleichzeitig Klimaprojekte weltweit zu unterstützen. Das funktioniert, weil die Unternehmer die Einnahmen für die Finanzierung von Baumpflanzaktionen einsetzen. Wer hier sucht, hilft also beim Klimaschutz. Als Start-up im Jahr 2019 in den Markt eingetreten, ist Ecosia heute ein Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern. Wenn Sie die Website des Anbieters besuchen, zeigt Ihnen ein live aktualisierter Zähler an, wie viele Bäume Ecosia bereits pflanzen konnte. Es profitieren Länder wie Brasilien, Burkina Faso oder Peru. Der Algorithmus basiert übrigens auf der Bing-Suchmaschine und weist daher eine entsprechende Leistungsfähigkeit auf.
Fazit
Grüne Start-ups finden sich in den unterschiedlichsten Branchen. Sie alle eint, dass sie sich mit ihrem Wirken an der ökologischen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft beteiligen. Auffallend ist der hohe Grad an Innovation. Der Einfallsreichtum der Gründer ist in diesem Bereich besonders stark ausgeprägt und sicherlich auch davon angetrieben, mehr als nur finanzielle Ziele zu verfolgen. Wie alle anderen Start-ups auch sind sie für den Markt aufgrund ihrer hohen Agilität besonders wichtig. Sie setzen um, was große und etablierte Unternehmen sonst nur im Rahmen längerer Planungszyklen angehen können.
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